Georg Tappert

1880 - 1957

Sitzender weiblicher Akt, Aquarell und Tusche, um 1925, signiert,
31,3 x 46,7 cm

 

Zwei von der Revue, Aquarell, Gouache und Tusche auf getöntem Papier, 1925, signiert, 55 x 42 cm

 



Am 20. Oktober 1880 in Berlin geboren; nach Berufsjahren in verschiedenen Schneiderwerkstätten beginnt sein Weg in die Bildende Kunst, als ihn Max Liebermann, der Präsident der "Berliner Sezession" bescheinigt, "dass in demselben (Tappert) Anlagen sind, die des Ausbildens werth wären". Der junge Tappert geht mit diesem Empfehlungsschreiben an die Karlsruher Akademie; 1904 wird in Weimar der "Deutsche Künstlerbund" begründet, deren Mitglied auch Tappert wird; frühe Einflüsse auf Tapperts Malerei nehmen die Werke von Gaugin, Cézanne und Munch ein; 1905 lebt Tappert als freier Maler und Graphiker in Berlin und zeigt seine Werke in einer ersten Ausstellung bei Paul Cassirer; 1906 siedelt Tappert nach Worpswede über, wo er Paula Modersohn-Becker kennenlernt und dort eine private Kunstschule gründet; sein bedeutendster Schüler an dieser Kunstschule wird der westfälische Maler Wilhelm Morgner; im Jahr 1909 kehrt Tappert nach Berlin zurück und beteiligt sich an den Sezessions-Ausstellungen; er wird Lehrer an der neu gegründeten "Schule für Freie und Angewandte Kunst"; auf der 20. Ausstellung der Sezession werden die Werke Georg Tapperts sowie 27 weiterer Künstler abgelehnt, dies führt 1910 zur Gründung der "Neuen Sezession" und ihrer ersten Ausstellung im Mai des gleichen Jahres; Tappert ist bis zur Auflösung 1914 neben Max Pechstein Vorsitzender der Vereinigung; mit seinen Bildern von Chansonetten, Nackttänzerinnen, exotischen Artistinnen, Halbweltdamen und Straßendirnen ist der Maler einer der ersten deutschen Künstler,der die großstädtische Vergnügungswelt als Bildthema entdeckt; bis in die dreißiger Jahre bleiben diese Motive sein zentrales Thema; Tappert führt die Künstler der Dresdner "Brücke" und der "Neuen Künstlervereingung München" zusammen, er gehört zu den wichtigsten Künstlern des deutschen Expressionismus; 1911 beteiligt er sich an der Ausstellung der "Juryfreien" in Berlin; bis 1915 Lehrer an der Königlichen Kunstschule und der Kunstgewerbeschule; 1912 stellt er auf der internationalen "Sonderbundausstellung" seine "Kreolin" aus, die als eine Ikone der Großstadtkultur des ausgehenden Kaiserreichs gilt; einen weiteren Höhepunkt in seiner Malerei bilden die vitalen Aktdarstellungen der Nackttänzerin "Betty"; 1915 Kriegsdienst; die Gründung der "Novembergruppe" wird bedeutend für Tapperts Kunstschaffen nach 1918; Ziele der Gruppe sind neue Kunstformen, die auch er verfolgt; einen zweiten Höhepunkt erreicht Tappert mit seinen Bildern in den zwanziger und dreißiger Jahren; 1919 nimmt er seine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Kunstschule wieder auf, wo er 1921 zum Professor ernannt wird; mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Tapperts Werk verfemt und er wird 1937 aus seiner Lehrtätigkeit entlassen sowie weiteres künstlerisches Schaffen ihm untersagt; dies führt ihn in eine innere Emigration; nach Kriegsende widmet sich Tappert dem Wiederaufbau der Hochschule, nimmt die eigene künstlerische Arbeit jedoch nicht wieder auf; 1953 heiratet Tappert nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit im hohen Alter noch seine Nichte Annalise Friedrich; er stirbt hochgeehrt als Professor am 17. November 1957 in Berlin.